Christoph Schlingensief. Deutschlandsuche ’99
Schlingensief wurde 1999 vom MoMA PS1 nach New York eingeladen und inszenierte an der Freiheitsstatue die Aktion „Deutschland versenken“. Das gezielt gewählte Datum für die Aktion, der 9. November 1999, war als Verweis auf bedeutende historische Ereignisse in Deutschland gedacht, etwa die Pogromnacht (1938) und den Fall der Berliner Mauer (1989). Schlingensief führte eine rituelle Performance oder in seinen Worten „Aktion“ durch, bei der er vor der Freiheitsstatue niederkniete und damit an den historischen Kniefall des ehemaligen deutschen Kanzlers Willy Brandt in Warschau erinnerte. Im Anschluss warf er eine Urne mit der symbolischen „Asche Deutschlands“ sowie einen mit 99 deutschen Alltagsgegenständen gefüllten Koffer in den Hudson River und markierte damit kurz vor Beginn der Jahrtausendwende das sinnbildlich Ende Deutschlands.
Schlingensiefs Arbeit umfasst eine Vielzahl von Medien, darunter Film, Theater, Oper, Fernsehen sowie Konzeptkunst, Installations- und Performancekunst. Bekannt wurde Schlingensief für seine grenzüberschreitende künstlerische Herangehensweise, bei der sich Schockwirkung oftmals mit tiefsinnigen politischen Kommentaren verband. In seinen Arbeiten beschäftigte er sich mit Themen wie Nationalismus, Identität und die dunkleren Aspekte der deutschen Geschichte. Dabei hinterfragte er stets gesellschaftliche Normen und kulturelle Selbstgefälligkeit. Sein Ansatz war darüber hinaus zutiefst verwoben mit ethischen und moralischen Belangen, mit denen er sich auch in seinen Büchern zu Themen wie Tod, Krankheit, Ausgrenzung und Glaube auseinandersetzte.
„Christoph Schlingensief. Deutschlandsuche ’99“ entstand in Zusammenarbeit mit Aino Laberenz, Nachlass Christoph Schlingensief, und Frieder Schlaich, Filmgalerie 451, kuratiert von Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie.
Ausstellungsimpressum
Kurator*in/Curator – Klaus Biesenbach, Lisa BottiKuratorische Assistenz/Curatorial Assistant – Noor van RooijenProjekt Management/Project Management – Luna MignaniKommunikation/Communications – Markus Farr, Maribel Nicolás Cabello
Eine Sonderpräsentation der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin
Potsdamer Str. 50, 10785 Berlin
030 266 42 42 42