Materialisierte Heiligkeit. Jüdische Buchkunst im rituellen Kontext
Als Handschrift gewinnt ein solcher Text eine besondere Bedeutung: Sein Wert bemisst sich nicht allein an der Qualität des Materials oder der künstlerischen Ausgestaltung, sondern auch an den persönlichen Tugenden des Schreibers und den Umständen, unter denen er geschrieben wurde.
Die Ausstellung präsentiert ausgewählte hebräische Handschriften aus der bedeutenden Hebraica-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin und eröffnet faszinierende Einblicke in die jüdische Buchkunst und ihren kulturellen Kontext. An herausragenden Stücken der berühmten Erfurter Sammlung lassen sich etwa die kunstvolle hebräische Mikrographie, Spuren christlicher Hebraistik sowie die rituelle Herstellung von Torarollen studieren – darunter die größte hebräische Bibel des Mittelalters, zwei außergewöhnlich gut erhaltene aschkenasische Torarollen und ein großformatiges Gebetsbuch aus dem 14. Jahrhundert.
Einblicke in die Blütezeit jüdischer Buchkunst bieten zudem reich illuminierte Ester-Rollen und Gebetbücher, unter anderem aus der renommierten Hamilton-Sammlung. Ein besonderes Highlight ist das aufwendig restaurierte Kalenderwerk des Judah Mehler Reutlingen, das eindrucksvoll zeigt, wie durch die Abstimmung von Mond- und Sonnenzyklus sowie die Einfügung zusätzlicher Monate oder Tage die jüdischen Feiertage präzise bestimmt wurden.
Unter den Linden 8, 10117 Berlin