Männerphantasien
Etwa 45 Jahre nach der Ersterscheinung nimmt sich Regisseurin Theresa Thomasberger Theweleits Werk als Sprechtext für die Bühne vor: Die epochale Untersuchung bildet für Thomasberger und ihr Team die Grundlage für eine Befragung heutiger Ausprägungen von Fascho-Männlichkeit, der Abwertung von Frauen* in der medial geprägten Wirklichkeit bis hin zu aktuellen abgründigen Formen von Kollektivität.
Denn: Während das Ideal vom „starken Mann“ einerseits überholt scheint, bringen Kriege neue Kämpfergestalten hervor; stürmen selbstermächtigte Horden politische Institutionen und befeuern den autoritären Backlash. Auch online wird Gleichberechtigung als Unterdrückung empfunden: So glaubt die Incel-Community – unfreiwillig ohne Sex lebende Männer – sie hätte aufgrund ihres Geschlechts ein Recht auf Frauen und Sexualität; wütende Alpha-Males und frauen*feindliche Pick-Up-Master beschwören unerreichbare Männlichkeitsvorstellungen und verzweifeln zugleich an ihnen. Anstatt diese Ideale zum Problem zu erklären, wird die Angst vor feministischem Widerstand geschürt, der sich heute zeitgleich mit großer Kraft ereignet.
Wie wirken Theweleits Texte heute? Welche Anknüpfungspunkte bieten sie? Um das zu ergründen, wird die Autor:innenschaft am Deutschen Theater um drei zeitgenössische Stimmen erweitert: Die Dramatikerinnen Svenja Viola Bungarten, Ivana Sokola und Gerhild Steinbuch werden in Auseinandersetzung mit Theweleits Werk die Männerphantasien textlich ergänzen und aus heutigen, weiblichen Perspektiven weiterdenken.
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