Der nackte Wahnsinn
kurz vor Mitternacht. Morgen soll Premiere sein, aber die Schau-
spieler*innen kämpfen noch mit ihren fischigen Requisiten. Sie
kämpfen außerdem mit Nasenbluten, Texthängern, Kontaktlinsen,
verpatzten Auftritten, heruntergelassenen Hosen und losen Tür-
klinken. Was schiefgehen kann, geht schief. Es scheint vollkommen
ausgeschlossen, dass die Premiere stattfinden wird. Aber diese
Theatertruppe im Modus des schauspielerischen Überlebens-
kampfes begreift ihr Scheitern als Chance – und so kommt das
Stück doch irgendwie auf die Bühne. Nach einigen Wochen auf
Tour haben sich die Kämpfe des Ensembles vor allem ins Private
verlagert. Während vorn das Publikum nichts merken soll, vollzie-
hen sich hinter den Kulissen wahre Eifersuchtsdramen, Beziehungs-
lustspiele und Rachetragödien – unter anderem mit gezückten
Äxten. Aber obwohl das Konfliktpotenzial unter diesen eigen-
willigen Künstlerpersönlichkeiten stark ausgeprägt ist, bleiben
sie doch auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Und
so steuert das Ensemble – von existenziellen Krisen, großen Ge-
fühlen und speziellen Befindlichkeiten angetrieben – direkt auf
den absoluten Kontrollverlust zu.
Mit turbulentem Slapstick erzählt diese wahnwitzigste
aller Backstage-Komödien von hochmotivierten und zugleich
ziemlich schrägen Schauspiel-Desperados, die von einer Bühnen-
katastrophe in die nächste stolpern. Aber sie lassen sich nicht
unterkriegen, stehen immer wieder auf, um mit hochkomischer
Restwürde ihre Kunst zu verteidigen. Denn: The show must go on.
Und: In fast jeder Katastrophe liegt auch ein Witz.
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